Selbstgeführte Wanderung – auf etwas anspruchsvollerer Strecke
KENNZEICHNUNG:
hellgrüner Punkt (#002)
STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Grenzlandturm – Königsstein – Granatbrunnen – Mittelpunkt Europas – Kalmreuther Brunnen – Neualbenreuther Maar – Schönstatt-Kapelle – Bad Neualbenreuth
DAUER / LÄNGE:
etwa 4 Stunden; ca. 12 km; Höhenunterschied ca. 270 m

Der Wanderweg beginnt in der Ortsmitte in der Turmstraße auf 553m NHN am Brunnen in der Turmstraße. Die Markierung folgt der Turmstraße und hält sich rechts hinauf zum Grenzlandturm (650m). Von dort geht es hinunter in den Taleinschnitt des Pfarrbühlbaches (615m) und dann immer stetig bergauf der alten Grenzstraße folgend.
Die Markierung verlässt auf halber Strecke nach links die Straße und erreicht den alten Schmugglerpfad “Sauweg” (725m). Der Weg erreicht die Staatsgrenze zu Tschechien und erreicht ihr weiter folgend das historische Grenzmal “Königsstein”. Dem Grenzpfad folgend erreicht die Tour ihren Scheitelpunkt am Granatbrunnen mit 815m ü.N.N.. Dort besteht die Möglichkeit zum Wechsel auf das tschechische Wanderwegenetz hinauf zum Gipfel des Dyleň (Tillenberg).

Der Wanderweg folgt der Grenze vorbei am “Mittelpunkt Europas” (820m), dem höchste Punkt der Route, und dem Kalmreuther Brunnen. Der Pfad führt bergab und zweigt vom Grenzverlauf rechts ab (740m).
Stetig abwärts durch den Nord-West-Hang des Dyleň (Tillenberg) fast parallel zum Verlauf des Kalmreuther Baches führt er über den Tannesbühl (605m) und hinunter zum Pfarrbühlbach (575m). Der Weg steigt zur Schönstatt-Kapelle (605m) hin an bevor er nach Bad Neualbenreuth hinein zum Ausgangspunkt führt.
Neuer Streckenverlauf ab 2021/22:
Aus dem Sagenkreis:
Der Tillenschatz
Auf diesem Weg ging einmal an einem Karfreitag eine Bäuerin aus Neualbenreuth zu ihrem Patenkind nach Maiersgrün, um ihm eine Ostersemmel zu bringen.
Obwohl sie den Weg oft gegangen war, verirrte sich die Frau und fand sich in einem unterirdischen Saale wieder. Da lagen vor ihr alle Reichtümer dieser Welt: Gold- und Silbermünzen, Ringe, Arm- und Stirnreifen, ja selbst Kronen. Die Wände erstrahlten in seltsamen Lichtern, sodass die Frau im Wundersaal vor Erstaunen wie angewurzelt stehen blieb. Lange Zeit konnte sie keinen Ausweg finden. Endlich gelangte sie wieder ans Tageslicht.
Auf ihrem Weg nach Maiersgrün musste die Frau an die Worte ihrer Großmutter denken. Jene warnte vor dem großen Tillenschatze, denn wird von diesem ein Teil entfernt, so würde der Unsägliche von den Tillengeistern verfolgt. Glücklich die Prüfung bestanden zu haben, gelangte die Bäuerin endlich zu ihrem Patenkinde. Sie wurde mit großer Freude, aber mit Erstaunen begrüßt, denn seit sie Neualbenreuth verlassen hatte, war genau ein Jahr vergangen.
Die Ostersemmel aber war so frisch geblieben wie am ersten Tag.
Steinklopfer vom Granatbrunnen
Ein reicher Italiener aus Venedig kam vor vielen hundert Jahren auf den Tillen, um nach Edelsteinen zu suchen. Von Habgier erfüllt, hatte er bald einen großen Granatschatz beisammen. Deshalb sandte er seinen Diener zu Ostern nach Eger, um Reitpferde und Lasttiere zu holen. Der Venezianer selbst blieb im “Langen Stollen” bei seinem Schatz zurück.
Wie nun am Ostersonntag die Neualbenreuther Glocken anfingen zu läuten, erbebte und erzitterte der Tillen. Der zurückgekehrte Diener fand den Stollen verschüttet und sein Herr war mitsamt dem Schatz im Berg verschwunden. Die Einheimischen waren überzeugt, dass die Habgier des Italieners das Missfallen der Tillengeister erregt hatte und der Schatz für immer im Innern des Berges bleiben sollte.
Wanderer, die um Mitternacht über den Tillen gehen, stoßen mitunter auf einen schwarzgekleideten Mann mit einem Spitzhut, wie ihn die Italiener früher zu tragen pflegten. Dieser Mann klettert geschäftig von Fels zu Fels und hämmert Granate aus dem Gestein. Hat er seine Taschen voll, hastet er zum Granatbrunnen, wo er die Steinchen einzeln hineinwirft. Anschließend beginnt er seine Arbeit von neuem, bis zum ersten Hahnenschrei in der Früh.
Als “Steinklopfer” muss er so lange Granate sammeln und in den Brunnen werfen, bis er keine Edelsteine mehr auf dem Tillen findet, und somit erlöst ist. Seither aber haben die Granate ihren rubinroten Glanz verloren.
Untergang der Tillenstadt
So soll sich auf dem Tillen vor langer Zeit eine mächtige Stadt befunden haben, deren Gassen den ganzen Berg überzogen. Die Bürger dieser reichen Stadt gingen in Samt und Seide gekleidet und schritten auf Wegen, die mit Granaten gepflastert waren zur Kirche. Aber je reicher die Stadt wurde, umso bedenklicher mehrte sich der sittliche Morast; denn an den Reichtümern, die sie dem Berginneren abgerungen hatten, haftete der Fluch unterirdischer Mächte. Die Tillenstädter verfielen immer mehr der Verweichlichung und Wollust. Geiz und Habsucht paarten sich bei ihnen mit List, Betrug, Raub- und Mordgier und die schlemmenden Reichen quälten ihre Untergebenen grausam und herzlos. Die Flüche der Unterdrückten wurden immer lauter und Unheil braute sich über der Stadt zusammen.
Die Zufahrt zur Stadt wurde immer beschwerlicher, da die habgierigen und geizigen Tillenstädter für die Wege und Straßen außerhalb der Stadt nichts taten. Die Kutscher und Fuhrleute jammerten über steckengebliebene Wagen, über Räderbrüche und durch Sturz verendete Tiere.
Wieder fuhr eines Tages ein schweres Gefährt der Tillenstadt zu. Dem mürrischen Fuhrmann glänzten schon die prächtigen Zinnen der Stadt entgegen, aber je näher er dem Ziel kam, desto länger schien der Weg. Außerdem wurde es immer beschwerlicher und steiler. Der Ungeduldige schlug auf die keuchenden und erschöpften Pferde ein und trieb sie unter Flüchen an, bis der Wagen zusammenkrachte und die ganze kostbare Ladung den Berg hinab rollte. Einen Augenblick nur war der Fuhrmann still, dann aber ballte er die Fäuste gegen die Tillenstadt und verfluchte sie.
Kaum waren seine Worte verhallt, als ein Donnerschlag erdröhnte und ein fürchterliches Gewitter losbrach. Als es sich verzogen hatte, war die stolze Tillenstadt in der Tiefe des Berges verschwunden.
Eine andere legendäre Gestalt des Stiftlandes und Namensgeberin des Sibyllenbades, die Seherin Sibylla Weis, prophezeite dazu folgendes: Die Egerstadt wird untergehn, die Tillenstadt wird auferstehn!”