Selbstgeführte Wanderung – Bad Neualbenreuth zum Kennenlernen
KENNZEICHNUNG:
violetter Punkt (#010)
STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Schönstatt-Kapelle – Grenzlandturm – Kapelle Maria Frieden – Bad Neualbenreuth
DAUER / LÄNGE:
etwa 1,5 Stunden; ca. 4 km; Höhenunterschied ca. 100 m
BESONDERHEITEN:
Kapelle Maria Frieden – Grenzlandturm – Schönstatt-Kapelle
Die Rundwanderung auf befestigten Wegen für jede Witterung und bis auf die Steigung barrierefrei startet am Sengerhof in der Turmstraße über die Judengasse Richtung Festplatz. Am Festplatz führt der Weg nach links in die Raiffeisenstraße und an deren Ende nach rechts in “Am Bühl”.
Die Markierung verlässt den Ort Richtung Schönstatt-Kapelle, lässt diese rechts liegen, führt weiter sanft bergan und schenkt nach links zum Grenzlandturm hin ein.
Am Grenzlandturm rechts vorbei führt der Weg weiter an der Kapelle Maria Frieden vorbei und den Berg die Turmstraße hinab, die geradeaus wieder zum Ausgangpunkt am Sengerhof führt.
Aktueller Streckenverlauf seit 2021/22:
Aus Geschichte und Sagenkreis:
Der Sengerhof
Sie folgen der Turmstraße dorfeinwärts und wandern an weiteren Fachwerkhöfen vorbei. Der letzte Fachwerkhof vor dem Marktplatz ist der Sengerhof mit dem Dokumentationszentrum Fraisch. Dieser Hof wurde der Gemeinde Bad Neualbenreuth vermacht. Nach intensiven Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten ist ein kleines Schmuckstück entstanden, in dem verschiedenste Veranstaltungen stattfinden und der zum Museum ausgebaut wurde.
Kapelle „Maria Frieden”
Im Juni 1963 erfolgte die Einweihung der Kapelle. Sie drückt den Friedensgedanken in unmittelbarer Grenznähe aus. 1967 wurde vom Egerer Landtag rechts neben der Kapelle ein Ehrenmal für die Toten, Gefallenen, Vermissten und Opfer der Vertreibung errichtet. Dieser Gedenkstein beinhaltet folgende Inschrift: ”Unseren Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung”. Darunter ist das Wappen der Stadt Eger angebracht.
Grenzlandturm
Der Grenzlandturm konnte nach mühevollem Einsatz und mit großer Eigenleistung am 4. Juni 1961 mit einem Festprogramm eingeweiht werden. Er ist zu einem Symbol für Freiheit und Heimattreue geworden. Zudem drückt er die Verbundenheit mit den Landsleuten aus dem Egerland aus. Getragen wird der Turm von der Arbeitsgemeinschaft Grenzlandturm, der die Sudetendeutsche Landsmannschaft, der Oberpfälzer Waldverein, der Egerer Landtag, der Heimatverband der Marienbader, der Fremdenverkehrsverein und die Gemeinde Bad Neualbenreuth angehören.
Im Garten des Turmgeländes steht in einem Pavillon im Maßstab 1:6 das Modell des Tillenschutzhauses des Deutschen Alpenvereins der Sektion Eger, das bis 1945 am Tillenberg stand.
Schönstatt-Kapelle
Diese Kapelle der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt geht zurück auf ein Marterl, das am 15.05.1967 eingeweiht wurde. Zum 10-jährigen Jubiläum 1978 erbauten Familien diese Schönstatt-Kapelle. „Ein Kind Marias geht niemals verloren” – in dieser Vorsehung sind sie überzeugt, dass die Gottesmutter jedem von Schönstatt ein Bündnis der Liebe anbietet. Im Inneren der Kapelle hängt ein Gnadenbild der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt. Vor der Kapelle steht ein Gedenkstein mit der Inschrift „Pater Josef Kentenich Gründer der Schönstattbewegung” und einem Bild des Paters.
Das Egerländer Fachwerk
Das sogenannte „Obere Dorf“ ist typisch für seine Egerländer Vierseithöfe. Vom fränkischen Fachwerkbau abgewandelt, entwickelte sich ein eigener „Egerländer Stil”, der sich heute in und um Bad Neualbenreuth bis hinein nach Tschechien erhalten hat. Es wurden zuerst nur die Bürgerhäuser in den Städten mit Fachwerk verziert, später schmückte man auch die Bauernhäuser in den Dörfern damit. In Bad Neualbenreuth waren einst sehr viele Häuser mit Fachwerk gebaut, einige fielen dem Feuer zum Opfer, andere wurden einfach verputzt oder abgerissen.
Schon früher waren diese Fachwerkbauten beliebte Anziehungspunkte für Besucher. Auch heute noch weisen sie auf die einstigen Beziehungen zum Egerland hin. Außerdem zeugen sie von einer hohen Zimmermannskunst. Als Baumaterial diente Fichtenholz, das etwa ein halbes Jahr lagerte, bevor es mit einem Breitbeil bearbeitet wurde. Das war meist eine Arbeit in der Tenne während der Wintermonate. Der Giebel wurde auf dem sogenannten Reißbodenzugerichtet. Die Balken wurden mit Holznägeln verbunden und mit Ochsenblut getränkt, das nicht nur die vorschriftsmäßige Farbe bestimmte, sondern das Holz auch haltbar und wetter-beständig machte. Die Gefache, der Raum zwischen den Balken, wurden mit Ziegeln oder Lehm ausgefüllt und verputzt. Die Balken bzw. die Gefache wurden nicht willkürlich, sondern nach strengen Gesetzen angeordnet. Es wurden germanische Zeichen verwendet, die teils Glück bringen, teils die bösen Geister abhalten sollten.
Ein ganz besonderer Brauch war das Anbringen von Holzkreuzen an der Giebelseite, die alles Böse von der Familie fernhalten sollten. Auch in Nischen im Giebel und über gemauerten Torbögen gab es Holzfiguren, z.B. den heiligen Florian, der vor Blitz und Brand Schutz gewähren sollte.
Die Symbole und ihre Bedeutung
Die Sonnenstrahlen stehen für Freude und Leben. Sie wurden häufig als Symbol in den Sonnentoren angebracht. |
Der Sechsstern soll Glück bringen. |
Die Hexenraute soll die Hexen beirren und vom Haus abhalten. |
Die Todesrune soll den Tod abhalten. |
Die Lebensrune soll ein langes Leben, viele Kinder und natürlich den Hoferben bescheren. |
Das Mal- oder Andreaskreuz soll vermehrten Besitz herbeibringen, Gesundheit und Wohlergehen der Familie erhalten. |
Kirche und Pfarrei Bad Neualbenreuth
Die Kirche in Bad Neualbenreuth ist dem Schutzheiligen der Ewigen Stadt des Christentums „St. Laurentius“ geweiht. Sie wird wegen ihrer stattlichen Größe auch „Dom der Fraisch” genannt. Man erzählt sich, dass die mächtige Kirche als Antwort der Egerer Herrschaft auf den Bau der Stiftsbasilika in Waldsassen erbaut wurde. Die erstmalige Erwähnung der Pfarrei finden wir im Jahre 1286. Sie unterstand von Beginn an dem Dekanat Eger. Nachdem die Holzkirche einmal von den Hussiten und einmal von den Kosaken eingeäschert worden ist, wurde der Steinbau mit großer Unterstützung der Stadt Eger von 1730 bis 1733 errichtet.
Der Ort Bad Neualbenreuth selbst ist 1284 erstmals urkundlich erwähnt und wurde 1591 mit dem sogenannten „Fraisch-Rezess” (Fraisch = Blutgericht) jährlich wechselnd dem Stift Waldsassen (Bayern) und der Freien Reichsstadt Eger (Böhmen) unterstellt. Erst 1862 kam der Ort endgültig an das Königreich Bayern.
Im Innern prachtvoll ausgeschmückt, finden Sie in der Pfarrkirche den Blend- oder Scheinaltar mit Altarbild und Deckengemälde, das vom Martyrium des Heiligen Laurentius erzählt, künstlerisch wertvolle Holzstatuen, eine Orgel mit Schutzmantelmadonna, herrliche Deckengemälde, eine sehr wertvolle Stiftländer Taufgruppe und die schöne Barockkanzel.
Der Sagenbrunnen
Der Bad Neualbenreuther Sagenbrunnen wurde vom Bildhauer Günter Mauermann geschaffen. Es ist ein aus dem ansteigenden Gelände heraus modellierter Brunnen. ”Von der Höhe her dezent, strahlt der Brunnen durch sein subtiles Formenspiel dennoch stark in den Raum hinein.” (G.Mauermann)
Der Brunnen zeigt den Tillenberg durchbrochen und durchlässig. Aus dem Inneren taucht die sagenhafte Tillenstadt in all ihrer Pracht auf. Zu Füßen des Massivs kauert Sibylle Weiß, die weise Frau und Seherin, die dem Sibyllenbad seinen Namen gab. Einige Figuren des sagenumwobenen Tillen sind in den Granitstein gehauen. So lassen sich die Tillenzwerge, die Pascherin und der Dudelsackpfeifer finden. An einer Seite kann man die Figur des Berggeistes vom Tillen erkennen. Man erzählt sich, dass am Tillen ein Riese wohnte, bekleidet mit grünem Samtmantel, Hosen, die mit Granaten besetzt waren und einem grauen Schlapphut. Der Riese war ein guter Geist, der auf dem Rücken einen Ledersack mit Geschenken für bedürftige Waldbewohner trug.
Die Durchlässigkeit des Berges symbolisiert die neue Nachbarschaft zu Tschechien.