Selbstgeführte Tageswanderung – durch unberührte Natur rund um Bad Neualbenreuth
KENNZEICHNUNG:
Weißer Punkt auf grün (#001)
STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Mittelpunkt Europas – Alter Herrgott – Kurwald – Heidelberg – Wernersreuth – Querenbach – Rehberg – Hardeck – Bad Neualbenreuth
DAUER / LÄNGE:
etwa 10-11 Stunden; ca. 37 km; Höhenunterschied ca. 350 m
ALTERNATIVE:
Diese längere Tour rund um das Gemeindegebiet lässt sich mit Hilfe des sechs Kilometer langen “Egerer-Wald-Weges” (#028) in einen östlichen Teil mit 23,1 km Gesamtlänge (16,4 + 6,7 km) und einen westlichen mit 26,7 km Gesamtlänge (20,0 + 6,7 km) aufteilen.
Es empfiehlt sich mit dem östlichen Teil nach der Wegbeschreibung zu beginnen und über den Egerer-Wald-Weg nach Bad Neualbenreuth zurückzukehren. Am zweiten Tag den westlichen Teil mit dem Egerer-Wald-Weg wieder im Ort beginnen und an dessen Ende auf den westlichen Teil wechseln.
Die Wanderung beginnt am Marktplatz entlang der Turmstraße bis zu einer Gabelung, an der sich ein kleiner Teich befindet. Dort wenden Sie sich nach links und folgen der Teerstraße bis zu ihrem Ende. Sie laufen weiter am Waldrand entlang und kommen zu einem Gedenkstein mit Holzkreuz, der an das ehemalige Dorf Ullrichsgrün, das im Tal vor Ihnen lag, erinnert.
Der Weg führt Sie entlang des Waldes zurück zur Teerstraße, auf der Sie linkerhand den Grenzlandturm erreichen. Sie folgen der Teerstraße weiter nach links bis zur Kreuzung. Dort führt Sie an einem kleinen Wäldchen der Weg links weiter, vorbei an einer Streuwiese hinab ins Tal zur nächsten Teerstraße. Hier wenden Sie sich wieder nach links und folgen der Straße bis zum Abzweig zum Mittelpunkt Europas, der Sie nach links in den Wald führt.
Steil hinauf führt Sie nun der Weg, vorbei am Königsstein. Dieser ist seit dem Jahr 1109 als natürliches Grenzmal belegt. Geologisch gesehen ist der Stein ein etwa 350 Mio. Jahre alter Urgesteinsblock aus Bänder- und Glimmerschiefern. Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Inschriften.
Dem so genannten Sauweg folgend – es sollen hier früher Schweine in die Tillenstadt getrieben worden sein – gelangen Sie entlang der Landesgrenze zum Granatbrunnen. Im Gneis-Glimmerschiefer findet man auch heute noch die kleinen roten Kristalle. Der Sage nach sollen früher so viele Granate gefunden worden sein, dass man Fuhrwerke benötigte, um diese abzutransportieren.
Am Wiesenrand laufen Sie hinunter zur Straße und folgen dieser ein kleines Stück nach links. Wo links der Wald beginnt, biegen Sie rechts auf einen befestigten Waldweg ein, der Sie durch den Hochwald zur Waldkapelle Alter Herrgott führt. Der Sage nach verirrte sich hier der Edelmann Magnus Bartls als er auf der Jagd war. In seiner Verzweiflung tat er an dieser Stelle ein Gelübde. Daraufhin erschien ihm ein Hirsch, der in aus dem Wald führte. Als Dank errichtete er die Kapelle.
Von der Kapelle aus führt die Wanderung weiter durch den stadtegrischen Hochwald und queren die Staatsstraße Bad Neualbenreuth-Tirschenreuth. Sie folgen der Forststraße hinauf zum Birkenberg (774 m ü. NN) und weiter, vorbei an einer markanten Buche hinauf zum Heidelberg, wo sich Überreste von alten Bergwerkschächten aus dem mittelalterlichen Bergbau befinden.
Von dem mit Buchen bestandenen Gipfel (731 m ü.NN) des Heidelberges folgen Sie der Markierung, auf einem Waldweg bergab. Sie queren eine Forststraße und gehen auf einem schmalen Steig weiter, bevor Sie sich nach rechts wenden, wo Sie zwei Schranken passieren, die ein Wasserschutzgebiet abtrennen. Kurz nach der zweiten Schranke halten Sie sich links, wo Sie, nachdem Sie eine weitere Straße gequert haben, den Wald wieder verlassen.
Sie haben einen schönen Blick auf das Dorf Wernersreuth, das Sie nun durchqueren. Sie überqueren die Staatsstraße und folgen der Straße durch das Dorf, vorbei an der Kirche St. Andreas. Am Ortsende steht ein großes Holzkreuz, das Wegkreuz für eine erfrorene Dorfbotin. In früherer Zeit machte eine rüstige, ältere Frau im Winter einen Botengang. Kurz vor den rettenden Häusern fiel sie bewusstlos in den Straßengraben und erfror.
Der Straße entlang – vorbei an einem Sägewerk – laufen Sie bis zur Kreuzung nach Poxdorf. Dort befindet sich links am Straßenrand eine Rote Marter, die sogenannte Wolfsmarter. Beim Heuen hatten die Eltern ihr Kind unter einen Baum gelegt. Ein Wolf trug das Wickelkind mit dem Kissen davon. An der Stelle soll der Wolf das geraubte Kind verloren haben. Die Eltern fanden das Kind und errichteten als Dank den Bildstock.
Einige Meter führt Sie der Weg auf der Teerstraße entlang, bevor Sie der Markierung nach links in den Wald folgen. Sie wandern nach rechts weiter und gelangen an den Waldrand oberhalb von Poxdorf, wo sich Ihnen ein prächtiger Ausblick bis ins Böhmische eröffnet. Sie queren den Nurtschweg (gelb-rot-gelbe Markierung) und laufen am Waldrand entlang ins Tal. Sie treffen auf einen Weg, der Sie zur Pfudermühle führt. Sie folgen dem Weg rund 500 m nach links, biegen rechts ab und laufen hinauf zu einer Kuppe. Vor Ihnen liegt nun das Dorf Querenbach, das Sie als nächstes erreichen.
Sie folgen der Markierung ins Tal des Muglbaches und laufen hinauf zum Rehberg. Am Ende des Weges kommen Sie zu einer Teerstraße, der Sie nach links folgen. Kurz darauf überschreiten Sie den 50. Grad nördlicher Breite. Die geteerte Straße endet an der tschechischen Grenze. Diese Stelle wird als Süßer Fleck bezeichnet.
Es geht weiter einen Waldweg steil bergauf. Die Markierung führt Sie nach rechts in einer Schleife auf eine geteerte Straße. Auf dieser gelangen Sie hinab nach Hardeck. Hinter einem ringförmigen großen Gebäude mit Tordurchfahrt liegt das Schloss Hardeck. Seine Entstehung geht vermutlich ins 11./12. Jahrhundert zurück. 1316 wurde es an das Kloster Waldsassen verkauft. Es war Sommersitz der Waldsassener Äbte, Sitz des Klostergerichts und beherbergte sogar ein Gefängnis. Ab 1803 wurde es an Privatpersonen verpachtet. 1873 erhielt Johann Söllner das Schankrecht. Heute wird es von den Nachkommen als Wohnhaus genutzt.
Nun geht es weiter bergauf durch die herrliche Kastanienallee, der alten Straße nach Bad Neualbenreuth hinauf. Dort eröffnet sich Ihnen wieder ein wunderbarer Rundblick über die malerische Mittelgebirgslandschaft. Auf der anderen Straßenseite steht, landschaftlich eingebunden, das Biomasseheizwerk, welches das Sibyllenbad, das nahegelegene Wohngebiet und die Schule von Bad Neualbenreuth mit Wärme versorgt. Auch die Kirchturmspitze von Bad Neualbenreuth schaut hinter den Feldern hervor.
Sie überqueren ein letztes Mal die Straße und laufen neben dem Biomasseheizwerk durch die Felder zu einer Teerstraße, der Sie geradeaus entlang der tschechischen Grenze folgen.
Eine Tafel weist auf die ehemalige Dorfstelle Boden hin. Die erste urkundliche Erwähnung fand die Ortschaft 1316. Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen die Bewohner oder wurden ausgewiesen und die Häuser wurden geschleift Etwa 400 m weiter weist ein weiteres Holzschild auf den ausgebrannten Vulkan Eisenbühl hin. Dieser ist eine geologische Besonderheit. Der Vulkanismus steht in engem Zusammenhang mit den kohlensäurehaltigen Quellen der Umgebung, was auch der jüngste Fund der Geologen am Tannesbühl zeigt. Auch Johann Wolfgang von Goethe interessierte sich für den „kleinen konischen Schlackenhügel am Ende des Dorfes“.
Am Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer folgen Sie der Straße weiter nach rechts und kehren über die Zollstraße nach Bad Neualbenreuth zurück.
Aktueller Streckenverlauf seit 2021/22:
Aus Geschichte und Sagenkreis:
Die Fraisch
Rund um Bad Neualbenreuth gab es über Jahrhunderte hinweg eine kulturgeschichtliche Besonderheit, nämlich die sogenannte Fraisch oder Frais. Das Wort kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Gericht, Gerichtsbarkeit in Criminalsachen laut dem Bay. Wörterbuch von J.A. Schmeller.
Um Neualbenreuth herum lagen Ortschaften, die zu den beiden reichsunmittelbaren Territorien der Stadt Eger und des Stift Waldsassen gehörten. Hier gab es Orte, die sowohl von Egerer als auch Waldsassener Untertanen bewohnt wurden. Diese Orte nannte man gemengt. Zum Fraischgebiet gehörten nach dem Egerer Landsteuerbuch von 1395 und dem waldsassischen Salbuch vom Ende des 14. Jahrhunderts die „gemengten“ Ortschaften Neualbenreuth, Altalbenreuth, Gosel und Querenbach, des Weiteren die „ungemengten“ Orte Hardeck, Schachten, Boden, Altmugl, Maiersreuth, Schönlind, Ottengrün und Hatzenreuth. In den ungemengten Orten lebten ausschließlich Untertanen aus einem der beiden Hoheitsgebiete. Immer wieder kam es in der Kontaktzone zu Konflikten.
1589 löste ein Mordfall den Fraischrezess aus. Ein Egerer Bürger wurde an der Grenze ermordet und auf Waldsassener Grund gezogen. Die Waldsassener wollten den Toten nicht herausgeben. Daraufhin wurde eine Vereinbarung getroffen.
Dieser Fraischrezess von 1591 war ein Vergleich zwischen den beiden Parteien. Das Verhandlungsprotokoll besagte, dass in der egrisch-waldsassischen Fraisch in jährlichem Wechsel die Gerichtsbarkeit von der Stadt Eger und vom kurpfälzischen Hauptmannamt Waldsassen ausgeübt wurde. Dies bezeichnet man auch als Gründung eines Kondominiums, in welchem zwei Mächte gemeinsam die Gewalt ausübten und Recht sprachen.
Ullrichsgrün
… wurde bereits 1293 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name der Gründung geht auf die markgräflichen Ministerialen Pilgrimus und Udalricus von Eger zurück. Der Ort gehörte bis 1857 zur Pfarrei Neualbenreuth, danach kam er zu Palitz. Bis zum zweiten Weltkrieg gab es hier eine Forststelle. Anfang der 1930er Jahre wurde eine Edelpelzfarm in der Nähe errichtet, die bis 1945 existierte. Ullrichsgrün blieb ein Bauerndorf, das erst nach 1945 wegen der Grenznähe geschleift wurde.
Mittelpunkt Europas
1865 setzten österreichische Vermesser der k. u. k. Monarchie einen trigonometrischen Fixpunkt 1. Ordnung zur Vermessung des Königreich Böhmen am Gipfel des Tillenberges fest. Bis zum zweiten Weltkrieg entwickelte der Stein seine hohe Symbolkraft und wurde als Mittelpunkt Europas bezeichnet.
Da der Originalstein vom Gipfel des Tillenberges nach dem 2. Weltkrieg verschollen war, wurde 1985 der heutige Gedenkstein nach alten Fotos aus Flossenbürger Granit erschaffen und am höchst gelegenem Punkt auf bayerischer Seite errichtet. Er trägt die alten Inschriften sowie zusätzlich die Wappen von Eger und Bad Neualbenreuth, die Jahreszahlen der ersten urkundlichen Erwähnung von Bad Neualbenreuth (1284), der Errichtung des Steines (1985) als auch Beginn (1591) und Ende (1862) des Fraischrezesses. Eine Entfernungsspinne von Europa macht die zentrale Lage des Tillenberges deutlich.
Sage von der Tillenstadt
(als Gedicht von Josef Köhler)
Am Tillenberg bei Eger stand eine große Stadt,
die einstmals ein Zigeuner hinweggezaubert hat.
Des Diebstahls war beschuldigt der fremde alte Mann,
zu büßen sein Verbrechen kam er am Richtplatz an.
Zu lösen seine Fesseln, bat er vor seinem End’,
dass er noch einmal beten zu seinem Gotte könnt.
Doch als die Fesseln fielen, da ward er riesengroß,
begrub die Stadt verwünschend, sie in des Berges Schoß.
Und prophezeiend sprach er: Wenn Eger einst vergeht
hier auf dem Tillenberg die Stadt dann neu entsteht.
Die Sage noch berichtet: Ein Sonntagskind wohl kann
die Stadt noch heute sehen, kommt es zur Zeit dort an.
Wenn an dem Palmensonntag die Passion man singt,
dann in den Berg zu dringen dem Sonntagskind gelingt.
Obgleich ich bin ein solches, die Stadt will ich nicht seh’n
und hoff’, mein liebes Eger soll lange noch besteh’n.
Neumugl
Die ehemalige Dorfstelle von Neumugl wurde nach Kriegsende wegen der Grenznähe geschleift wurde. Sie wurde 1645 erstmals in den Pfarrmatrikeln der Pfarrei Bad Neualbenreuth erwähnt. Der Name wurde vom benachbarten Altmugl übernommen und zeigt eine neue Siedlung an. Vor und bei Neumugl befinden sich zwei außergewöhnliche Grenzsteine von 1774. Auf der einen Seite ist der böhmische Löwe und auf der anderen Seite der Pfälzer Löwe abgebildet.