Von Eisenhämmer, Töpfern und Schindern

Selbstgeführte Wanderung – durch Siedlungs-, Bergbau- und Wirtschaftsgeschichte


KENNZEICHNUNG:
oranger Punkt (#004)

STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Platzermühle – Geotop Pingenfeld – Muglmühle – Alter Herrgott – Froschfelsen – Ernestgrün – Rothmühle – Sibyllenquelle – Bad Neualbenreuth

DAUER / LÄNGE:
etwa 4-5 Stunden; ca. 14 km; Höhenunterschied ca. 180 m

BESONDERHEITEN:
Geotop Pingenfeld – Muglbach-Wasserfall – Waldkapelle „Alter Herrgott“ – Froschfelsen – Marterln – Reste der Bergbauzeit – Katharinenquelle – Sibyllenquelle


Zwischen Wiesen und Feldern
Zwischen Wiesen und Feldern

Vom Startpunkt am Sengerhof auf 553m NHN führt die Markierung durch die Judengasse zum Parkplatz Festplatz und weiter über den Fuß- und Radweg am Sportplatz vorbei zum Ortsteil Platzermühle. Die Route überquert die Kreuzung Richtung Altmugl und schwenkt kurz danach halb links in einen Feldweg ein. Ab Damwildgehege führt der Weg nach rechts, über die Staatsstraße 2175 und erreicht dort das Geotop Pingenfeld (568m), einst Zentrum des Untertagebaus auf Gold- und Silbererze. Von dort immer geradeaus haltend, am Waldrand und dem Stumpf der alten Nigerl-Buche vorbei geht es bis zum Wanderparkplatz Muglmühle auf 622m NHN.

Muglbach-Wasserfall
Muglbach-Wasserfall

An der Muglmühle führt die Markierung halb rechts in einen alten Hohlweg bis zum Muglbach-Wasserfall, biegt danach rechts deutlich bergan ab und erreicht zuerst über einen Wald- und später einen leicht ansteigenden Forstweg die Waldkapelle „Alter Herrgott“ auf 709m NHN. Von dort geht der Weg zurück zur letzten Kreuzung und biegt dann links ab, stetig bergab an den Quellgründen der Stadt Waldsassen vorbei bis zum Froschfelsen (598). Es handelt sich dabei um einen über 300 Mio. Jahre alten Bänderschieferklotz, der seinen Namen von der Felsform bekommen hat.

Teichlandschaft
Teichlandschaft

An der nächsten Kreuzung geradeaus dem leicht ansteigendem Forstweg folgend erreicht man die Abstecher zum Plommer-Kreuz und zum Büberl-Bild. An der Kreuzung am Leopoldsträsschen biegt der Weg zuerst rechts und kurz danach wieder nach links ab, vorbei am Netzsch-Kreuz, biegt danach rechts ab zum Breitenbrunn-Weiher. Vom diesem ehemaligen Badeteich geht es den alten Staugraben für den Mühlenbetrieb rund um das alte Bergbauzentrum Ernestgrün/Rothmühle zum Ortsteil Hochofen (556m).

Die Markierung führt über die Gemeindeverbindungsstraße weiter durch Ernestgrün und dann am Mühlgraben entlang nach Rothmühle. Nach dem Hotelparkplatz überquert der Weg die Staatsstraße 2174 und führt an den Quellgründen der radonhaltigen Katharinenquelle vorbei, biegt am Standort Hannspaul-Hof (531m) nach rechts zur kohlensäurehaltigen Sibyllenquelle ab. Über den Mühlgraben der Rennermühle führt der Weg hinaus auf die Felder, quert die Kreisstraße TIR25 und führt am Ortsrand rechts abknickend über den Bad Neualbenreuther Marktplatz zurück zum Ausgangspunkt.

 

Aktueller Streckenverlauf seit 2021/22:

 

Aus Geschichte und Sagenkreis:


Pfaffenreuth
Die Flur „Pfaffenreuth“ am Damwildgehege ist nach einem schon um 1300 wüst gefallenen Dorf benannt, welches Papst Lucius III. 1185 als „paffinrut“ dem Waldsassener Kloster mit Schutzbrief privilegierte.


Die Mühlen
Der „Muglner Mühlsteig“ beginnt an der Muglmühle, im Volksmund „Rumpelmühle“ genannt und ist die erste ihresgleichen am Muglbach. Die hier wohl schon ausreichende Wasserkraft des Muglbachs mag den Ausschlag für Namen und Standort gegeben haben. Im weiteren Lauf des Baches wurde seine Energie noch vielerorts lange nach dem 2. Weltkrieg genutzt: an der „roten Mühle“ beim Schloßhotel, in der Rennermühle, der Habertsmühle, der Troglauer- oder Burgmühle und der Mühle in Maiersreuth. Ab dort hat das Gefälle so stark abgenommen, dass eine Nutzung nicht mehr möglich war.


Mugl – der Hügel
Die Bezeichnung „Mugl“ (Altmugl, Neumugl, Muglberg, Muglbach, …) leitet sich her vom slawischen „mohyla“ und bedeutet „Hügel“. Der Bach scheint diesen Namen mitgenommen zu haben bis fast zu seiner Mündung bei Hatzenreuth. „In der Mugl“ heißt die dortige Flur, durch die früher viele Wallfahrer nach dem naheliegenden Loreto bei Altkinsberg gezogen sind. Und sie behaupteten, der „Bach Cedron“, wie der Muglbach von ihnen hier genannt wurde, fließe nicht abwärts, sondern bergauf. Diese gelungene optische Täuschung bietet sich dem  Grenzwanderer heute noch.


Die Sage vom Alten Herrgott
Der Sage nach verirrte sich hier der Edelmann Magnus Bartls, der in der Wildnis des Tillenwaldes auf Jagd war. In seiner Verzweiflung und Not tat er ein Gelübde, dass er an der Stelle, an der Gott Hilfe schickt, eine Kapelle erbauen würde. Daraufhin erschien ihm ein Hirsch mit einer Kerze zwischen den Geweihstangen und führte ihn sicher bis zum Waldrand, wo das Wild verschwand. Sein Jagdhorn hatte der auf diese Weise Gerettete dort vergessen, wo ihm der Hirsch erschienen war, so dass er zurückkehren konnte, um sein Versprechen einzulösen.

Diese kleine Waldkapelle gilt als eine der schönsten und zugleich ältesten in der Oberpfalz. Sie gehörte zur Gemeinde Poppenreuth (Markt Mähring), blieb aber dem Kirchsprengel Wondreb (heute Stadt Tirschenreuth) zugeteilt. Das Original des Votivbildes wurde leider im Jahr 1972 gestohlen, worauf die übrigen Einrichtungsgegenstände durch Nachbildungen ersetzt wurden – auch „Gott Vater mit der Weltkugel“.


Netzsch-Kreuz
Das Netsch-Kreuz besteht aus einem alten bayerisch-egerischen Grenzstein mit einer kleinen eingearbeiteten Nische, worin ein Herz-Jesu Bild angebracht ist. Darüber eingemeißelt ist ein vierteiliges Kleeblatt, und obenauf steht ein schlichtes schmiedeeisernes Kreuz. An dieser Stelle ereilte um 1860 den stadtegrischen Revierförster Christoph Netzsch der Tod. Dieser Förster hatte den Grenzverlauf zwischen Bayern und Böhmen gemäß des Wiener Vertrags mit festgelegt.


Reste der Bergbauzeit
Der Breitenbrunn-Weiher umgangsprachlich einfach „Forellenteich“, ist der Beginn eines Wasserführungssystems, dessen heute trockengefallene Gräben und Dämme noch daran erinnern, wie auf einer Länge von gut 2 km parallel zum Muglbachlauf abwärts früher mit jedem Zentimeter Wassergefälle gegeizt haben – zum Betrieb Ihrer Mühlen und Sägen, Hammer-, Poch- und Walzwerke und zur Speisung eines echten Hochofens. Auf diese grasverwachsenen Überreste trifft man am Ende des Waldes. Die Hausnummer 1 – ein kleines Holzhäuschen mit dem hl. Florian am Vordergiebel – gehörte zum Rittergut Ottengrün und beherbergte noch bis zum 19. Jahrhundert eine Schneid- und Brettersäge. In Ernestgrün finden sich einige berufsgeprägte Hausnamen: „Kohlveitel“, „Kohlhöfner“, „Hammerschmied“, „Nagelschmied“, „Hafner“. Die Rothmühle wurde wohl benannt nach den roten Ziegeln seiner früheren Gemäuer.


Schloß Ernestgrün - ehem. Hammergut
Schloß Ernestgrün – ehem. Hammergut

Das Schloss in Rothmühle
Der große Gebäudekomplex des Landschlosses Ernestgrün wurde einst von der Adelsfamilie der Werndl von Lehenstein bei Eger bei der Rothmühle errichtet und 1852 vom Ottengrüner Gutsbesitzer Florentin von Glaß zu einem herrschaftlichen Guts- und Sommersitz ausgebaut. Der letzte Umbau erfolgte 1892 durch den Besitznachfolger Wilhelm von Günther. Das Hauptgebäude, das eigentliche Schloss, erhielt damals durch angebaute Türmchen ein vornehmes Gepräge und diente bis zu seiner heutigen Verwendung als Restaurant und Hotel den Ottengrüner Gutsherrschaften und ihren Familien als Ruhe- und Erholungssitz. Durch die Bäume des Schlossparks sehen Sie den restlichen Ort Rothmühle.


Die „Url“
Die Bezeichnung „Url“ der Wiesen und Felder am Regenüberlaufbecken kurz vor Bad Neualbenreuth am „Urlbach“ stammt von „Urtl“, also „Urteil“. Diese Grundstücke müssen früher einmal in einen bedeutenden Gerichtsstreit mit Urteilsspruch verwickelt gewesen sein, so dass dies als Flurname bis heute noch nachwirkt.


 

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