Durch den Egerischen Hochwald zum Ringelfelsen

Selbstgeführte Wanderung – durch den Egerer Wald mit bizarren Felsformationen


KENNZEICHNUNG:
blauer Punkt (#006)

STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Kleine Kappl – Ottengrün – Blickpunkt Ottengrün – Kurwald – Ringelfelsen – Schachten – Gedankental – Bad Neualbenreuth

DAUER / LÄNGE:
etwa 4-5 Stunden; ca. 16 km; Höhenunterschied ca. 200 m

BESONDERHEITEN:
Sibyllenquelle – Kleine Kappl – Blickpunkt Ottengrün – Kurwald „Egerer Wald“ – Ringelfelsen (Rinnlstein) – Amethyststollen – Gedankental


Wasserrad der Rennermühle
Wasserrad der Rennermühle

Die Route startet am Startpunkt der Rundwanderwege am Sengerhof auf 553m NHN und führt über den Marktplatz Richtung Sibyllenbad zum westlichen Ortsrand. Am Standort „Am Steinkreuz“ führt der Weg nach links durch das Urlbachtal und weiter über die Kreisstraße TIR25 und über die Fluren, vorbei an der kohlensäurehaltigen Sibyllenquelle bis zum Standort „Hannspaul-Hof“ am Muglbach. Die Markierung zweigt nach rechts ab und an der Rennermühle wieder nach links. Der Weg führt über den Golfplatz bis zur Gemeindeverbindungsstrasse, überquert diese und führt nach links zwischen Straße und Golfplatz bis zur Kleinen Kappl (559m).

Die "Kleine Kappl" vor dem Egerischen Hochwald
Die „Kleine Kappl“ vor dem Egerischen Hochwald

Von der Wallfahrtskirche führt die Markierung die Ortsverbindungsstraße entlang bis nach Ottengrün. Der zweigt in der Dorfmitte der Weg halb links bergan ab und führt über entlang eines Hohlwegs und an Obstbäumen vorbei bis zur Staatsstraße 2174. Dort besteht die Möglichkeit zu einem Abstecher zum Blickpunkt Ottengrün. Der Weg führt weiter gegenüber der Straße in den Wald, wo er sich an der nächsten Kreuzung nach rechts wendet um kurz danach noch einmal halb rechts in einen Pfad einzuschwenken. Dieser führt stetig leicht ansteigend immer geradeaus durch den Hochwald bis zur Kreuzung am Standort „Grünhau“ (695m). Dort biegt der Weg nach rechts ab zum Weiler Egerer Waldhaus und überquert die Staatsstraße 2174 in den Bad Neualbenreuther Kurwald. An den nächsten beiden Abzweigung rechts haltend führt die Markierung leicht bergab über einen Waldweg bis zu einer großen Lichtung, an der sie nach links den Ringelfelsen (Rinnstein) auf 645m NHN erreicht.

Gedankentafel im Gedankental
Gedankentafel im Gedankental

Der Weg führt zuerst zurück zur Lichtung und zweigt bergab nach links und nach dem Unteren Ringelfelsen scharf rechts. Immer den Waldweg entlang, dann nach links in den Forstweg einschwenkend geht es bis zum Standort Bushäusl (573m). Dort rechts und an der nächsten Abzweigung links haltend verlässt der Weg den Wald, führt im nächsten Gehölz am Amethyststollen vorbei, bevor er geradeaus haltend nach Schachten (535m) hinein führt.

Die Markierung führt geradeaus den Dorfteich rechts liegend lassend durch Schachten bis zur Kreisstraße TIR25 und überquert diese. An den nächsten beiden Einmündungen zuerst rechts und dann links abbiegend erreicht der Weg die Troglauermühle (507m) und führt nach rechts über das Gedankental zurück nach Bad Neualbenreuth zum Ausgangspunkt.

 

Aktueller Streckenverlauf seit 2021/22:

 

Aus Geschichte und Sagenkreis:


Steinkreuz am Ortseingang
Kreuze aus Stein sind in der Oberpfalz seit dem Mittelalter bekannt. Diese Flurdenkmale können sowohl religiöse als auch rechtssprechende Hintergründe wiederspiegeln. Das Steinkreuz am Ortsausgang von Bad Neualbenreuth nach Waldsassen ist ohne Zeichen und Inschrift. Es ist wohl ein typisches Rechtswahrzeichen des ausgehenden Mittelalters und kann als Sühnekreuz bezeichnet werden. Sühnekreuze stammen etwa aus dem Zeitraum von 1400 bis 1650 und spiegeln die damalige Rechtsprechung wieder. Mit dem Kreuz wurde zugleich ein Wer- oder Manngeld an die Hinterbliebenen gezahlt. Damit sollte die Blutrache nach einem erfolgten Totschlag gesühnt werden. Mit dem Christentum kamen dazu noch kirchliche Bußen. Je nach Landessitte wurde dieser Brauch bis Ende des 16. Jhdt. ausgeübt, obwohl Kaiser Karl V. schon 1533 Strafen für Totschlag in der Halsgerichtsordnung festlegte.

(Nach: Rainer H. Schmeissner. Oberpfälzer Flurdenkmäler. Steinkreuzforschung Nr. 4)


Rennermühle
Die Rennermühle ist eine von vielen Mühlen, die sich entlang des Muglbaches aufreihten. Schon sehr früh wurde die Wasserkraft des Baches zur Betreibung von Mühlen, Eisenhämmern u.a. genutzt. Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1554. Die Stadt Eger kaufte die Mühle damals für ihr Gut Albrechtsreuth. Im 30jährigen Krieg wurde die Mühle arg in Mitleidenschaft gezogen, 1653 durch die Stadt Eger wieder aufgebaut und anschließend veräußert. Nach über 400 Jahren Betrieb wurde dieser 1964 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Das der Rennermühle angegliederte Sägewerk wurde seit alters her mit Wasserkraft betrieben. Da sich nach dem 2. Weltkrieg niemand fand, der das alte Wasserrad ausbesserte oder durch ein neues ersetzte, wurde es 1945 durch einen Dieselmotor ersetzt. Seit 1979 dreht sich nun wieder ein Mühlrad und bestimmt, abhängig von der Wasserführung des Muglbaches, den Arbeitsrhythmus in der Säge.


Die Kleine Kappl
Die erste Kapelle wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts von den Gutsherren von Ottengrün als herrschaftliche Schlosskapelle errichtet. Zu dieser Zeit grassierte im Egerland „der große Stub“ und der „jähe Tod“, also wahrscheinlich die schwarzen Blattern und die Pest. Da es dagegen keine medizinischen Möglichkeiten gab, wandte man sich an die Heiligen als Fürsprecher und Helfer. So wurde die Kappl bei Ottengrün dem Heiligen Sebastian, dem Patron gegen die Pest und andere gefährliche Krankheiten geweiht.
Nachdem Johann Josef Werndl von Lehenstein das Ottengrüner Gut übernommen hatte, begann er 1725 die alte, baufällig gewordene Kapelle niederzureißen, und im Jahre 1727 war die neue Kirche fertiggestellt. Johann Ernst von Lehenstein, der Sohn von Johann Josef setzte das Werk fort und bemühte sich vor allem um die innere Ausschmückung der Kirche. Er unternahm eine Wallfahrt nach Rom, von der er Reliquien und Leiber von Märtyrern mit zurückbrachte. Zuhause setzte er nun alles daran, die Kirche nach seinen, in Italien gemachten, Beobachtungen auszuschmücken und einzurichten.
Die Saalkirche mit den hohen Stichbogenfenstern besitzt eine reich bemalte Spiegeldecke. Der spätbarocke Hochaltar, die Rokokokanzel und die insgesamt fünf Seitenaltäre werden durch eine geschnitzte Doppelempore ergänzt. Der glanzvolle Schlusspunkt der Neugestaltung war die Freskierung der Gewölbezone durch den aus Tachau stammenden Maler Elias Dollhopf. Die Deckenfresken sind durch eine Überarbeitung im 19. Jahrhundert jedoch z.T. erheblich entstellt. Sie spielen in einzelnen Szenen auf die Italienreise des Auftraggebers an und nehmen das Thema der Pest und des Fürsorgers St. Sebastian wieder auf.
Es gibt viele Sagen, wonach der Hl. Sebastian der Bevölkerung bei Hunger und Krankheit geholfen hat. 
Eine Legende wird auch in einem Bild der Langhaussüdseite aufgegriffen. Danach soll ein Bauer, der gerade seinen Acker pflügen wollte, alles stehen und liegen gelassen haben, als ihn die Glocken zur Hl. Messe riefen. Als er anschließend wieder zu seiner Arbeit zurückkehrte, hatten Engel bereits das Feld bestellt.
Bis heute findet im September eine Trachtenwallfahrt von Bad Neualbenreuth aus zur Kleinen Kappl statt.


Amethysten
Der Stollen zeugt von dem Vorkommen von Amethysten und der erfolgten Ausbeutung in früheren Zeiten. Die Fundmöglichkeiten hier waren schon früh bekannt.
Der Amethyst ist eine Quarzvarietät, dessen violette Färbung durch Verunreinigung der Grundsubstanz, hauptsächlich durch Mangan, sowie durch Eisen und Titan, bewirkt wird.
Der Amethyst von Schachten stellte eine Art Überfangkristall dar, das heißt, er bestand aus dreierlei Quarzmassen. Im Inneren befindet sich ein weißlicher Quarz, darüber ein prächtig gefärbter Amethyst, der nach außen von einer wasserhellen, bisweilen wolkig weißlich gefärbten Substanz überzogen ist.
Die Entstehung basiert auf den Geschehnissen im Laufe der Erdgeschichte, wo die starren Gneis-Granit-Massen der alten Gebirge verbogen, verworfen bzw. in Schollen zerlegt wurden und somit heiße Kieselsäurewässer und anderes Material aus dem Erdinneren aufsteigen konnten. An der Oberfläche erkalteten sie und kristallisierten aus. Druck und Hitze taten ein Übriges, so dass Gesteine bzw. Mineralien in vielerlei Ausbildung entstanden. Quellen berichten, dass um 1760 Quarzkristalle oft in ungewöhnlichen Größen aufgefunden wurden und „fuderweise“ nach Böhmen und Nürnberg verkauft wurden.
Edelsteine wurden schon früh durch ihre Schönheit und Seltenheit zu Attributen der Macht.

Oft waren aber die ihnen zugesprochenen magischen Kräfte wichtiger. Der Amethyst (gr.: amethein = nicht betrunken sein) soll gegen Trunkenheit schützen, eine glückliche Ehe garantieren, sowie Jähzorn, Hass und Wut in Liebe und Sanftmut verwandeln. Auch gegen Hagel, Blitz und Heuschrecken soll er wirken. Da er eine keusche Gesinnung verleiht und den Widerstand gegen Verführung stärkt, wurde er der Ringstein der Kardinäle und Bischöfe. Er gilt als der Glückstein der im Tierkreiszeichen Fische Geborenen. Heute lohnt es sich nicht mehr, nach den blauen Kristallen zu suchen, da die Vorkommen wohl weitestgehend erschöpft sind.


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