Auf sagenumwobenen Wegen
zum Mittelpunkt Europas

Selbstgeführte Wanderung – auf etwas anspruchsvollerer Strecke


KENNZEICHNUNG:
hellgrüner Punkt (#002)

STRECKENVERLAUF:
Bad Neualbenreuth – Grenzlandturm – Blickpunkt „Oberer Brand“ – Königsstein – Anschluss zum Dyleň (Tillenberg) – Granatbrunnen – Mittelpunkt Europas – Kalmreuther Brunnen – Bad Neualbenreuther Maar – Schönstatt-Kapelle – Bad Neualbenreuth

DAUER / LÄNGE:
etwa 4 Stunden; ca. 12 km; Höhenunterschied ca. 270 m

BESONDERHEITEN:
Kapelle Maria Frieden – Grenzlandturm – Blickpunkt „Oberer Brand“ – Königsstein – Granatbrunnen – Mittelpunkt Europas – Rüstung Kalmreuth – Bad Neualbenreuther Maar – Schönstatt-Kapelle


Der Grenzlandturm
Der Grenzlandturm

Der Wanderweg beginnt in der Ortsmitte auf 553m NHN am Sengerhof in der Turmstraße, dem Ausgangspunkt für die. Rundwanderwege. Die Markierung folgt der Turmstraße und hält sich rechts hinauf zum Grenzlandturm (650m). Nach dem Parkplatz biegt der Weg an einem Gehölz nach links ab zum Blickpunk „Oberer Brand“ wechselt nach links auf die Flurbereinigungsstraße hinunter in den Taleinschnitt des Pfarrbühlbaches (615m). Am Wanderparkplatz „Webenlohe“ vorbei geht es immer stetig bergauf der alten Grenzstraße folgend.

Die Markierung verlässt auf halber Strecke nach links die Straße und führt zum alten Schmugglerpfad „Sauweg“ (725m). Der Weg erreicht deutlich bergan die Staatsgrenze zu Tschechien und ihr weiter folgend das historische Grenzmal „Königsstein“. Dem Grenzpfad folgend erreicht die Tour ihren Scheitelbereich am Granatbrunnen mit 815m NHN. Dort besteht die Möglichkeit zum Wechsel auf das tschechische Wanderwegenetz hinauf zum Gipfel des Dyleň (Tillenberg).

Mittelpunkt Europas
Mittelpunkt Europas

Der Wanderweg folgt eben der Grenze vorbei am „Mittelpunkt Europas“ (820m), dem höchste Punkt der Route, und dem Kalmreuther Brunnen. Der Pfad führt wieder bergab und zweigt vom Grenzverlauf rechts ab (740m).

Stetig abwärts durch den Nord-West-Hang des Dyleň (Tillenberg) fast parallel zum Verlauf des Kalmreuther Baches erreicht die Markierung die Grenzsstraße, führt zuerst nach rechts und dann wieder nach links durch die Kalmreuth und am Bad Neualbenreuther Maar vorbei. Geradeaus weiter geht es über den Tannesbühl (605m) und hinunter zum Pfarrbühlbach (575m). Der Weg steigt zur Schönstatt-Kapelle (605m) hin noch einmal kurz an, bevor er nach Bad Neualbenreuth hinein zum Ausgangspunkt führt.

 

Aktueller Streckenverlauf seit 2021/22:

 

Aus Geschichte und Sagenkreis:


Der Königsstein
Der in 785 m Höhe ü.NN gelegene Königsstein, auch „Breiter Stein“ genannt, ist – geologisch gesehen – ein 350 Mio. Jahre alter Urgesteinsblock aus kambrischen Bänder- und Glimmerschiefern der Arzberger Serie. Durch seine Lage kam er aber schon früh zu einer wichtigen politischen Bedeutung. Er gilt als das älteste natürliche Grenzmal der Region. Schon seit der Grenzabmachung zwischen dem damaligen Nordgau und dem böhmischen Herzogtum im Jahr 1109 gilt er als unverrückbarer Grenzpunkt.

Inschriften am Königsstein:
1739: Ausweisung des Königssteins als Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter Kaiser Karl IV.
18N13: Weiträumige strategische Vermessungsarbeiten französischer Ingenieursoffiziere
1844: Neue Festlegung des Grenzverlaufs um Neualbenreuth im Zuge der Verhandlungen zum Wiener Vertrag
225: „Läufer Nr. 225“ von 239 Läufersteinen im Grenzgeschreibungswerk des Staatsvertrags zwischen Bayern und Böhmen – galt ab dann als Zeichen der Grenzhoheit
Kleeblatt: Rundkreuz oberhalb der 225, Deutung als Kleeblatt – Symbol der Kaiserin Maria Theresia
D und B: Deutschland und Bayern (an der senkrechten Fläche)
Pfeile: zeigen den weiteren Verlauf der Grenzlinie an


Der Tillenschatz
Auf diesem Weg ging einmal an einem Karfreitag eine Bäuerin aus Neualbenreuth zu ihrem Patenkind nach Maiersgrün, um ihm eine Ostersemmel zu bringen.
Obwohl sie den Weg oft gegangen war, verirrte sich die Frau und fand sich in einem unterirdischen Saale wieder. Da lagen vor ihr alle Reichtümer dieser Welt: Gold- und Silbermünzen, Ringe, Arm- und Stirnreifen, ja selbst Kronen. Die Wände erstrahlten in seltsamen Lichtern, sodass die Frau im Wundersaal vor Erstaunen wie angewurzelt stehen blieb. Lange Zeit konnte sie keinen Ausweg finden. Endlich gelangte sie wieder ans Tageslicht.
Auf ihrem Weg nach Maiersgrün musste die Frau an die Worte ihrer Großmutter denken. Jene warnte vor dem großen Tillenschatze, denn wird von diesem ein Teil entfernt, so würde der Unsägliche von den Tillengeistern verfolgt. Glücklich die Prüfung bestanden zu haben, gelangte die Bäuerin endlich zu ihrem Patenkinde. Sie wurde mit großer Freude, aber mit Erstaunen begrüßt, denn seit sie Neualbenreuth verlassen hatte, war genau ein Jahr vergangen.
Die Ostersemmel aber war so frisch geblieben wie am ersten Tag.


Steinklopfer vom Granatbrunnen
Ein reicher Italiener aus Venedig  kam vor vielen hundert Jahren auf den Tillen, um nach Edelsteinen zu suchen. Von Habgier erfüllt, hatte er bald einen großen Granatschatz beisammen. Deshalb sandte er seinen Diener zu Ostern nach Eger, um Reitpferde und Lasttiere zu holen. Der Venezianer selbst blieb im „Langen Stollen“ bei seinem Schatz zurück.
Wie nun am Ostersonntag die Neualbenreuther Glocken anfingen zu läuten, erbebte und erzitterte der Tillen. Der zurückgekehrte Diener fand den Stollen verschüttet und sein Herr war mitsamt dem Schatz im Berg verschwunden. Die Einheimischen waren überzeugt, dass die Habgier des Italieners das Missfallen der Tillengeister erregt hatte und der Schatz für immer im Innern des Berges bleiben sollte.
Wanderer, die um Mitternacht über den Tillen gehen, stoßen mitunter auf einen schwarzgekleideten Mann mit einem Spitzhut, wie ihn die Italiener früher zu tragen pflegten. Dieser Mann klettert geschäftig von Fels zu Fels und hämmert Granate aus dem Gestein. Hat er seine Taschen voll, hastet er zum Granatbrunnen, wo er die Steinchen einzeln hineinwirft. Anschließend beginnt er seine Arbeit von neuem, bis zum ersten Hahnenschrei in der Früh.
Als „Steinklopfer“ muss er so lange Granate sammeln und in den Brunnen werfen, bis er keine Edelsteine mehr auf dem Tillen findet, und somit erlöst ist. Seither aber haben die Granate ihren rubinroten Glanz verloren.


Untergang der Tillenstadt
So soll sich auf dem Tillen vor langer Zeit eine mächtige Stadt befunden haben, deren Gassen den ganzen Berg überzogen. Die Bürger dieser reichen Stadt gingen in Samt und Seide gekleidet und schritten auf Wegen, die mit Granaten gepflastert waren zur Kirche. Aber je reicher die Stadt wurde, umso bedenklicher mehrte sich der sittliche Morast; denn an den Reichtümern, die sie dem Berginneren abgerungen hatten, haftete der Fluch unterirdischer Mächte. Die Tillenstädter verfielen immer mehr der Verweichlichung und Wollust. Geiz und Habsucht paarten sich bei ihnen mit List, Betrug, Raub- und Mordgier und die schlemmenden Reichen quälten ihre Untergebenen grausam und herzlos. Die Flüche der Unterdrückten wurden immer lauter und Unheil braute sich über der Stadt zusammen.
Die Zufahrt zur Stadt wurde immer beschwerlicher, da die habgierigen und geizigen Tillenstädter für die Wege und Straßen außerhalb der Stadt nichts taten. Die Kutscher und Fuhrleute jammerten über steckengebliebene Wagen, über Räderbrüche und durch Sturz verendete Tiere.
Wieder fuhr eines Tages ein schweres Gefährt der Tillenstadt zu. Dem mürrischen Fuhrmann glänzten schon die prächtigen Zinnen der Stadt entgegen, aber je näher er dem Ziel kam, desto länger schien der Weg. Außerdem wurde es immer beschwerlicher und steiler. Der Ungeduldige schlug auf die keuchenden und erschöpften Pferde ein und trieb sie unter Flüchen an, bis der Wagen zusammenkrachte und die ganze kostbare Ladung den Berg hinab rollte. Einen Augenblick nur war der Fuhrmann still, dann aber ballte er die Fäuste gegen die Tillenstadt und verfluchte sie.
Kaum waren seine Worte verhallt, als ein Donnerschlag erdröhnte und ein fürchterliches Gewitter losbrach. Als es sich verzogen hatte, war die stolze Tillenstadt in der Tiefe des Berges verschwunden.
Eine andere legendäre Gestalt des Stiftlandes und Namensgeberin des Sibyllenbades, die Seherin Sibylla Weis, prophezeite dazu folgendes: Die Egerstadt wird untergehn, die Tillenstadt wird auferstehn!“


 

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